It never rains in Southern California

Wiederum ist einige Zeit vergangen seit meinem letzten Bericht. Mittlerweile sind wir seit über drei Wochen in Neuseeland und es ist höchste Zeit, unseren Trip durch den Westen der USA kurz zusammenzufassen. Drei beeindruckende Nationalparks, zwei sehr unterschiedliche Grossstädte und eine wunderschöne Küstenfahrt liegen dort hinter uns. Es gäbe einmal mehr viel zu erzählen, viele Gedanken festzuhalten. Ich lasse meine Überlegungen zu (aus meiner Sicht) kulturellen und politischen Missständen aber aussen vor und beschränke mich auf eine kurze Dokumentation unserer wunderschönen Reise und der Orte, die wir besucht haben.

Am 16. Oktober kamen wir nach einer nächtlichen Busfahrt in Red Bluff im Norden Kaliforniens an. Eigentlich ist das kein Ort, der zum Verweilen einlädt. Wir wählten Red Bluff dennoch als Ausgangsort für einen Besuch im Lassen Volcanic National Park. Dieser wurde uns in Seattle von einem Ranger als “kleiner Yellowstone” angepriesen. Einen direkten vergleich können wir leider nicht machen, der Lassen Volcanic gefiel uns aber sehr gut. Hydrothermale Schwefelteiche, brodelnde Schlammtöpfe und (1914 zuletzt ausgebrochene) Vulkane entführten uns für zwei Tage in eine andere Welt. Und die Übernachtung im Zelt bei unter null Grad Celsius werden wir so schnell auch nicht wieder vergessen.

63A486BA-8F1D-430B-8226-EF8BDDB7C659

Erheblich wärmer war es dann in San Francisco, wo wir am 20. Oktober nach ein paar weiteren Stunden im Bus ankamen. San Francisco ist eine Stadt, die man trotz oder gerade wegen all ihren Ecken und Kanten entweder liebt oder aber man mag sie nicht, weil man mit den Ecken und Kanten nicht umgehen kann. Anne-Claire und ich kamen zum Schluss, dass sich ein Besuch allemal lohnt, nach drei Tagen – welche wir unter anderem mit einer Fahrradtour von der Fisherman’s Wharf zur Golden Gate Bridge, einem Ausblick vom Coit Tower auf die Stadt und einem Spaziergang durch den Stadtteil The Mission, welcher ursprünglich vor allem von Mexikanern bewohnt war, verbrachten – hatten aber auch wir irgendwie genug.

5EDF29CD-EBC2-4196-919F-8AF1DD919911

Weiter ging es mit einem Mietauto in den Yosemite National Park. Dieser Park war ein sehr willkommener Kontrast zur Grossstadt und überwältigte uns mit seiner Schönheit so sehr, dass wir uns wünschten, mehr Zeit zu haben als eingeplant. Schon nur beim Blick vom Tunnel View auf das Yosemite Valley kann man fast nicht aufhören zu Staunen. Einziger Wermutstropfen waren hier die vielen Touristen, was wir Ende Oktober nicht erwartet hatten. Selbst die Campgrounds waren völlig ausgebucht und wir hatten irrsinniges Glück, den letzten buchbaren Stellplatz zu erwischen. Ansonsten hätten wir hoffen müssen, auf dem einzigen um diese Jahreszeit noch offenen Walk-in Campground unterzukommen.

03458325-3A8B-4A72-AC8D-B864A8B9920E

Auf unserer Weiterfahrt nach San Diego verbrachten wir eine Nacht in Bakersfield. Fürs Abendessen suchten wir eine lokale Bierbrauerei auf, wo wir eine Horde Männer dabei beobachten konnten, wie sie sich ein Baseball-Spiel anschauten und dabei Burger verschlangen. Spätestens jetzt wussten wir, dass wir in den USA waren. 😛

Weniger amerikanisch kam es uns in San Diego vor. Im wahrsten Sinne des Wortes kam es uns hier eher spanisch vor. San Diego ist zwar die achtgrösste Stadt der USA, verglichen mit anderen Metropolen geht man hier jedoch alles ein bisschen entspannter und ruhiger an.
Besonders gefreut hatten wir uns in San Diego auf ein Treffen mit Anita und Kaspar, Freunden aus der Pfadi, die vor etwas mehr als einem Jahr in diese Stadt gezogen sind. Die beiden führten uns zu ein paar Hotspots der Stadt – mitunter Coronado mit seinen weissen Sandstränden, Point Loma, La Jolla und den Torrey Pines Gliderport – und luden uns zu sich nach Hause zum Abendessen ein. Wir haben das Wiedersehen mit Anita und Kaspar und den Einblick in ihr neues Leben am Pazifik sehr genossen. In der Zeit, in der wir nicht mit den beiden unterwegs waren, erkundeten wir Downtown San Diego, den Hafen und den nur ein paar Gehminuten vom Stadtzentrum entfernten riesigen Balboa Park.

5A77E4E5-F11B-408B-9CE5-54002A3CE638

Wir verliessen San Diego mit einem weiteren National Park auf dem Reiseplan. Nach einer Übernachtung in Needles erreichten wir am 31. Oktober den Grand Canyon. Auch zu diesem atemberaubenden Naturwunder möchte ich nicht viele Worte verlieren. Wer schon einmal am Rand des Grand Canyon gestanden hat kann mir nämlich sicher bestätigen, dass sich dessen Wucht kaum in Worte fassen lässt. Interessant wäre sicher auch ein Abstieg in den Canyon gewesen, dafür hätten wir aber zwei Tage mehr einplanen müssen. Naja, nächstes Mal halt. 🙂

2253DFEF-1F63-48B1-A3DD-9FEC108958FA

Auch auf der Rückfahrt an die Westküste übernachteten wir in Needles und kamen am 3. November im etwas nördlich von Los Angeles gelegenen Ventura an. Vorbei an vielen Rebfeldern und teilweise sehr gut erhaltenen Missionen aus dem 18. und 19. Jahrhundert fuhren wir am nächsten Tag weiter an die Morro Bay. Eigentlich hätten wir von dort die Westküste dem bekannten Highway 1 entlang bis San Francisco hochfahren wollen, dies war aufgrund einer zerstörten Brücke aber nicht möglich. Bei Ragged Point war Endstation und die Abgeschiedenheit und Wildnis des Big Sur mussten wir somit auslassen. Eine Ahnung davon erhielten wir aber auch weiter südlich. Die Küste ist auch dort vielerorts sehr wild und man trifft nicht viel Zivilisation an. Nach zwei Grossstädten und zwei doch eher überlaufenen National Parks genossen wir das in vollen Zügen – und wurden am 7. November in San Francisco gnadenlos wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Es gibt Menschen auf dieser Welt. Viele Menschen.

1AEF01FC-143C-4FE2-B94B-C66763CB2048

Der nächste Reiseabschnitt zurück nach Vancouver bestand aus einer zwanzigstündigen Zugfahrt von Oakland nach Seattle, einer dortigen Übernachtung und schliesslich wieder einmal ein paar Stunden im Bus. So waren wir am 9. November wieder in Kanada. Die paar Tage bis zu unserem Abflug nach Neuseeland verbrachten wir in Lac La Hache bei meiner Mutter und Ueli. Ja, die ertrugen uns sogar ein drittes Mal innerhalb von zwei Monaten. 🙂 Und wir waren einmal mehr sehr dankbar um ihre Gastfreundschaft, nicht zuletzt weil wir hier unsere Reiserüstung für die Weiterreise auf Vordermann bringen konnten. Am neuseeländischen Zoll wird die Wanderausrüstung (Wanderschuhe, Zelt usw.) nämlich aufs Gründlichste untersucht und muss möglicherweise gereinigt werden, ehe sie eingeführt werden darf. Wir dachten uns, dass es sicher nicht schadet, die Reinigung schon vor der Einreise vorzunehmen.

Am Mittag des 14. November starteten wir unsere kleine Odyssee nach Neuseeland: 7 Stunden im Bus bis Vancouver, 15 Stunden im Flugzeug bis Sydney, 1 Stunde Aufenthalt am Flughafen und anschliessend noch einmal 4 Stunden im Flugzeug bis Auckland. Von Tür in Lac La Hache zu Tür im Hostel in Auckland insgesamt 36 Stunden am Stück. Nach so vielen Stunden praktisch nur sitzend hätte uns ein bisschen Bewegung eigentlich gut getan, wir entschieden uns aber dafür, einfach nur noch zu duschen und dann schlafen zu gehen.

Ach ja, noch eine kleine Anmerkung zum Titel dieses Beitrags: Wir sind insgesamt 29 Tage im Westen der USA auf Reisen gewesen und haben während dieser Zeit keinen einzigen Regentropfen gesehen. Nur jeweils auf den Busfahrten zwischen Seattle und Vancouver.

Bilder zu diesem Beitrag:

Hinterlasse einen Kommentar