Vor unserer Abreise habe ich oft gelesen oder gehört, Neuseeland sei wie die Schweiz. Gegen diese Aussage möchte ich ein klares Veto einlegen. Ich weiss, der Mensch sucht immer nach Analogien, um sich auch in der Fremde ein bisschen wie zuhause zu fühlen. Meines Erachtens muss man in Neuseeland aber schon ziemlich verzweifelt nach Ähnlichkeiten mit der Schweiz suchen – vor allem was die Nordinsel betrifft. Diese wird nämlich dominiert von subtropischen Regenwäldern, was ich in der Schweiz zum Beispiel noch nie gesehen habe. Zudem gibt es hier Vulkane und geothermische Gebiete mit Geysiren, allgegenwärtigem Schwefelgeruch und blubberndem Matsch, unzählige Sandstrände, Sanddünen… und natürlich das Meer. Das einzige, was mich auf der Nordinsel höchstens ein bisschen an die Schweiz erinnert hat, ist die teils sehr grüne, hügelige Landschaft. Da hatte ich manchmal durchaus das Gefühl, im Emmental zu stehen – wären da nicht wiederum die vielen Schafe gewesen, währenddessen im Emmental vorwiegend Kühe grasen.
Meer, Strände und subtropische Regenwälder gibt es auch auf der Südinsel zuhauf. Hier könnten dafür die teils auch im Sommer mit Schnee bedeckten Alpen an die Schweiz erinnern. Aber Berge sind halt nicht einfach Berge und wir fühlten uns hier wirklich noch nie in die Schweiz versetzt. Zum Glück.
Wie dem auch sei; wir bereisen Neuseeland nun schon seit sieben Wochen und haben in dieser Zeit unheimlich viel schönes gesehen und erlebt. Alles im Detail zu schildern würde einmal mehr den Rahmen sprengen. Hier aber eine (so kurz wie mögliche) Zusammenfassung unserer Reiseroute:
Nach insgesamt 36 Reisestunden kamen wir am 16. November in Auckland an und waren erstmal einfach nur müde. Entsprechend gingen wir es in dieser Stadt eher ruhig an und verbrachten viel Zeit mit Bummeln. Grundsätzlich gefiel uns die Stadt ganz gut, unser Favorit ist es aber definitiv nicht, sowohl in Neuseeland als auch international. Das Highlight war denn auch ein Ausflug zum Rangitoto, dem grössten und jüngsten Vulkankegel Aucklands (Auckland ist auf 50 Vulkanen gebaut und nicht alle davon sind erloschen) . Der Rangitoto ist quasi eine Insel und nur mit dem Boot erreichbar.

Am 21. November schnappten wir uns einen Mietwagen und verliessen Auckland. Mit einem etwas in die Jahre gekommenen Nissan Tiida erkundeten wir zuerst die wunderschön grüne Halbinsel Coromandel und anschliessend den “Hohen Norden” (Far North), also alles, was sich nördlich von Auckland befindet. Die Highlights während des zehntägigen Roadtrips waren in etwa die Cathedral Cove und wunderschöne Sandstrände in Coromandel sowie die geschichtsträchtige Bay of Islands, Glühwürmchen in den Waipu Caves, riesige Sanddünen und natürlich der mächtige, uralte Kauri Tane Mahuta in Far North.

Nachdem wir unsere Klapperkiste in Auckland wieder abgegeben hatten, ging es am 30. November mit dem Bus weiter nach Rotorua, wo wir von Schwefelgeruch begrüsst wurden. Und daran mussten wir uns dann auch gewöhnen, denn Rotorua ist eine Thermalgegend mit sprühenden Geysiren, dampfenden Thermalquellen und brodelnden Schlammtümpel, teilweise fast mitten in der Stadt. Unter anderem besuchten wir hier das von Māori bewohnte Dorf Whakarewarewa. Es war sehr spannend zu erfahren, wie die Māori die von der Natur gegebene thermale Wärme im Alltag nutzen. Zudem konnten wir vom Dorf aus zusehen, wie der Pohutu-Geysir in die Luft geht.

Die nächste Busfahrt war eine private Fahrt nur für Anne-Claire und mich. Anscheinend wollte am 3. Dezember sonst niemand mit dem Bus von Rotorua nach Waitomo reisen. Abgesehen von Höhlen mit Glühwürmchen gibt es hier auch praktisch nichts, wir machten es uns auf dem einzigen Campingplatz in diesem Ort dennoch drei Nächte lang gemütlich, genossen die Ruhe und eine märchenhafte Tour durch eine etwas abgelegenere Glühwürmchen-Höhle.
Unser nächstes Ziel war der Tongariro National Park, welchen wir am 6. Dezember wiederum mit dem Bus erreichten. Bekannt ist dieser Park vor allem wegen des wunderschönen und deshalb auch so beliebten Tongariro Alpine Crossing, einer recht anspruchsvollen Tageswanderung durch eine atemberaubende (Mond)Landschaft mit heissen Quellen und bizarren Felsformationen. Obwohl wir die Wanderung um sechs Uhr morgens starteten, befanden wir uns die ganzen 19 Kilometer in einem Menschenstrom, der beinahe an eine Völkerwanderung erinnerte. Es war dennoch eine irrsinnig schöne Wanderung und wir würden den Crossing jedem empfehlen, der Neuseeland besucht.

Am 12. Dezember kamen wir mit der Fähre auf der Südinsel, genau genommen in Picton, an. Was zwischen dem Tongariro National Park und Picton war, ist kaum erwähnenswert; wir verbrachten zwei Nächte im verschlafenen Wanganui und eine weitere Nacht in Wellington. Letzteres werden wir sicher zu einem späteren Zeitpunkt noch “richtig” besuchen.
Gleich am Hafen in Picton nahmen wir wieder ein Mietauto entgegen. Und siehe da, wieder einen Nissan Tiida. Nicht ganz so in die Jahre gekommen wie der letzte, dafür aber in wunderschönem Ocker. Was soll’s, Auto ist Auto, oder?
Von unserem Campingplatz in Picton aus erkundeten wir mit unserem Gefährt die Marlborough Sounds. Teilweise auf unbefestigten Straßen fuhren wir rauf bis zum French Pass und konnten unterwegs immer wieder einen Blick auf die spektakuläre Fjordlandschaft werfen, obwohl es an diesem Tag ziemlich bewölkt war. Marlborough ist Neuseelands grösste Weinregion und natürlich probierten wir auch einmal einen regionalen Pinot Noir. In der Schweiz käme es uns nie in den Sinn, neuseeländischen Wein zu kaufen, hier würde ich ihn aber sofort wieder trinken.

Nach einem Zwischenstopp in Hanmer Springs, wo wir in den Genuss eines Weihnachtsumzuges kamen, erreichten wir am 16. Dezember das an der Ostküste gelegene Kaikoura. Hier trafen wir Salome, eine ehemalige Mitbewohnerin von mir. Da wir Salome schon einige Zeit nicht mehr gesehen hatten, war es umso lustiger, sie am anderen Ende der Welt anzutreffen. Wir verbrachten den Nachmittag und einen geselligen Abend mit ihr und hoffen, dass wir für das nächste Wiedersehen nicht um die halbe Welt fliegen müssen. 🙂
Kaikoura wäre eigentlich der Ort in Neuseeland, wo man sich Walen bis auf Sichtweite nähern oder mit Delphinen und Seehunden schwimmen kann. Wir waren aber nicht wirklich erbricht darauf, zumal die Touren ziemlich teuer sind.
Der Küste entlang fuhren wir am 18. Dezember weiter nach Christchurch. Da diese Stadt in den Jahren 2010 und 2011 von zwei fürchterlichen Erdbeben verwüstet wurde, gleicht sie immer noch einer riesigen Baustelle. Ihr ursprünglicher englischer Charme ist aber immer noch zu spüren und die umfunktionierten Schiffscontainer verleihen ihr eine neue, spezielle Atmosphäre. Christchurch ist jung und alt zugleich, letzteres unter anderem durch die vielen viktorianischen Bauten. Und die Stadt hat einen wirklich wunderschönen Botanischen Garten.
Wir nutzten die Zeit in Christchurch aber nicht nur für die Besichtigung der Stadt selbst, sondern auch für einen ausgedehnten Ausflug auf die Banks Peninsula.

Weiter ging es nicht der Küste entlang, unser nächstes Ziel war nämlich der höchste Berg Neuseelands: der mächtige Aoraki/Mount Cook. Unser Lager schlugen wir drei Tage vor Weihnachten auf einem Campingplatz beim Lake Tekapo auf, der Besuch des Aoraki bedeutete also wieder einen ausgedehnten Tagesausflug. Der lohnte sich aber allemal, und wir können uns angeblich ziemlich glücklich schätzen, dass wir den beeindruckenden Berg ganz ohne Wolkenkleid bestaunen konnten. An unserem zweiten Tag am Lake Tekapo wollten wir von weiter oben einen Blick auf den See werfen und erklommen hierfür den Mount John. Bei Nacht könnte man von diesem kleinen Berg (um ihn nicht Hügel zu nennen) aus sehr gut den Sternenhimmel beobachten, allerdings nur für 145 NZ$. 2012 wurde das Gebiet nämlich zu einem internationalen Dark Sky Reserve (Sternenpark) erklärt, von denen es weltweit insgesamt nur zehn gibt. Auf den Mount John kommt man des nachts also nur noch mit einer geführten, eben nicht ganz günstigen Tour. Wir betrachteten die Sterne also einfach vom Campingplatz aus – uns sahen so viele Lichter wie noch nie zuvor an Heilig Abend.

Momentan sind wir in Te Anau, morgen werden wir einen Ausflug zum Milford Sound machen. Wo wir zwischen Lake Tekapo und Te Anau waren, werde ich im nächsten Bericht erzählen. Für heute ist aber erst einmal genug, schliesslich wollt ihr ja vor allem eines: Bilder sehen. 🙂
Les voilà:
Auckland und Umgebung: https://adobe.ly/2E6HxdM
Coromandel & Far North: https://adobe.ly/2E3eisg
Rotorua – Waitomo – Tongariro: https://adobe.ly/2E3nZH1
Marlborough & Kaikoura: https://adobe.ly/2EUbeQg
Christchurch bis Mount Cook: https://adobe.ly/2E4m4lC